Bild: Bildungskompass RNK
Erfolgsgeschichte (1): Philipp Schollmeier gelingt mit 26 Jahren der Spagat aus Selbstständigkeit und Angestelltenverhältnis
Er war acht oder neun Jahre alt – und noch heute leuchten die Augen von Philipp Schollmeier, wenn er sich an den Cluburlaub mit seinen Eltern damals auf Ibiza erinnert: eine große Bühne mit ganz vielen Scheinwerfern, Lautsprechern und ein Mann hinter dem Mischpult, der all das bedienen kann. In dem Moment ist es um den heute 26-Jährigen geschehen: „Ich wusste, das will ich auch machen.“
Das Ziel fest vor den Augen, war der Weg dorthin dennoch alles andere als geradlinig und einfach. Durch die evangelische Kirchengemeinde seines damaligen Wohnortes knüpfte Philipp schon früh Kontakte zu einem Tontechniker, der zu seinem Mentor wurde und ihn auf die Bühne mitnahm. Mit der Schule hat sich der Kurpfälzer jedoch schwergetan – besonders mit dem klassischen Schulsystem, in das er nicht so recht hineinpassen wollte.
Rückblickend kann Philipp Schollmeier jedoch sagen: „Es ist alles so gekommen, wie es kommen musste.“ Als Elektroniker für Betriebstechnik ist er in einer festen Anstellung, zugleich hat er sich seinen Traum verwirklicht und sich nebenher mit „Licht & Sound Schollmeier“ selbstständig gemacht. Rund 200 Events begleitet sein Unternehmen im Jahr, von kleinen Veranstaltungen bis hin zu großen.
Schulwechsel: Zeit der Ungewissheit
Nach der neunten Klasse hätte sich das Philipp noch nicht zu träumen gewagt. Er wechselte von der Realschule – mit schlechten Noten, großem Frust, aber mit der Unterstützung seiner Eltern – auf die Berufsfachschule. Die Angst vor der Zukunft konnte er bald abschütteln: Kaum hatte er mit der zweijährigen Berufsfachschule an der Hans-Freudenberg-Schule in Weinheim begonnen, wusste der heute 26-Jährige, dass er die richtige Entscheidung getroffen hatte. „Ich habe mich super wohl gefühlt. Das war genau mein Ding. Endlich hatte ich Unterrichtsinhalte, die mich auch interessierten“, erinnert sich Philipp Schollmeier. Der Schulwechsel bot ihm plötzlich wieder Perspektive. Seinen Mittleren Bildungsabschluss machte er mit Einsen und Zweien im Zeugnis. Keine Selbstverständlichkeit. Anderen Jugendlichen kann Philipp nur raten: „Man muss sein eigenes Ding machen. Andere sind da kein Maßstab.“
Ausbildung mit verantwortungsvollen Projekten
Fuß fasste Philipp Schollmeier nach der Schule bei Nora Systems, Tochter des international agierenden Bodenbelagherstellers Interface. „Ich wollte eine Zeitlang Bühnentechnik lernen, aber das war bei meinen Eltern nicht so anerkannt“, sagt er schmunzelnd. Dreieinhalb Jahre dauerte die Ausbildung zum Elektroniker für Betriebstechnik an, schon früh wurde er als Azubi in Projekte involviert – bis hin zu Projektleitung. Parallel dazu war Philipp Schollmeier immer wieder an den Bühnen zu treffen. Er saugte Wissen rund um Licht- und Tontechnik auf wie ein Schwamm. 2019 meldete er schließlich sein Licht- und Tontechnikunternehmen „Licht & Sound Schollmeier“ als Gewerbe an, das er seither nebenberuflich führt.
Als Veranstaltungstechniker liebe ich die wechselnden Shows, den Umgang mit neuen Kunden und die Zusammenarbeit mit immer wieder neu zusammengesetzten Teams. Da ist jeder Job anders und man kann sich immer wieder neu erfinden. Bei Nora Systems habe ich dagegen die Konstante, die Sicherheit, das Vertraute. Hier kann ich meinen Perfektionismus ausleben und habe immer dasselbe Team, in dem auch schon echte Freundschaften entstanden sind.
Angestelltenverhältnis vs. Selbstständigkeit
Zur Persönlichkeitsentwicklung hat die Selbstständigkeit bereits viel beigetragen. Sie bringt Herausforderungen mit sich, aber auch jede Menge Lehrreiches. Inzwischen hat Philipp Schollmeier seine Vollzeitanstellung bei Nora Systems auf 80-prozentige Teilzeit reduziert. Bei seiner Selbstständigkeit setzt er mittlerweile auf gute eigene und freischaffende Mitarbeitende sowie Partnerkooperationen. Aufgaben abzugeben und dem eigenen Perfektionismus Einhalt zu gebieten, haben dem jungen Geschäftsmann einiges abverlangt. „Man muss lernen, sich mit der Arbeit anderer zufriedenzugeben, und sich selbst einzugestehen, dass auch andere gute Ideen haben“, gibt der 26-Jährige offen zu.
Der Mix aus Selbstständigkeit und sicherem Angestelltenverhältnis sind genau sein Ding. Und wenn er sich für eines entscheiden müsste? Philipp Schollmeier schüttelt den Kopf. Das kann er nicht. Als Veranstaltungstechniker mit „Licht & Sound Schollmeier“ liebt er die wechselnden Shows, den Umgang mit neuen Kunden und die Zusammenarbeit mit immer wieder neu zusammengesetzten Teams. „Da ist jeder Job anders und man kann sich immer wieder neu erfinden“, sagt er mit einem Leuchten in den Augen. Bei Nora Systems hat er dagegen die Konstante, die Sicherheit, das Vertraute. „Hier kann ich meinen Perfektionismus ausleben und habe immer dasselbe Team, in dem auch schon echte Freundschaften entstanden sind“, sieht Philipp die Vorteile seiner beiden Jobs. Die Mischung macht‘s.
Weitere Pläne
Auf der Stelle treten will der Tausendsassa jedoch nicht. Lebenslanges Lernen und permanente Weiterentwicklung gehören für ihn dazu. In diesem Jahr wird Philipp Schollmeier noch seine IHK-Externenprüfung zur Fachkraft für Veranstaltungstechnik ablegen und damit dann auch offiziell eine zweite Berufsbezeichnung tragen. Für 2025 ist eine Umwandlung seines Unternehmens in eine GmbH geplant. Und irgendwann will Philipp Schollmeier dann noch seinen Meister machen – die Tendenz geht in Richtung Bühnenmeister. Doch alles zu seiner Zeit. „Man braucht keine Meisterschule, um einen Betrieb zu führen“, weiß er aus eigener Erfahrung. Ein Blick über den Tellerrand genüge oft aus, um ein erfolgreiches Unternehmen groß zu ziehen.
Philipp Schollmeier ist ein Macher. Ein Visionär. Ein Idealist. Ein junger engagierter Mann, der nicht so recht in das klassische Schulsystem gepasst und bewiesen hat, dass man mit Ehrgeiz, Disziplin und Wissensdurst vieles erreichen kann. „Eine Ausbildung allein macht noch keine Fachkraft. Das macht erst die Erfahrung“, ist der Elektroniker überzeugt. Er ist deshalb ein großer Freund der dualen Ausbildung, in der eine gute Mischung aus Praxis und Theorie vermittelt wird. „Man muss nicht jedes Kind zum Abitur und Studium treiben“, sagt Philipp.
Andere junge Menschen kann der erfolgreiche Unternehmer nur dazu ermuntern, ihr eigenes Ding zu machen und loszulegen. „Vom faul auf der Couch sitzen und Netflix schauen wird’s nichts“, sagt er schmunzelnd. Sein Werdegang ist das beste Beispiel dafür, dass man etwas erreichen kann, wenn man es wirklich möchte und sein Ziel nicht aus den Augen verliert.